Forschungsbohrung
Geschrieben von kj am Mi., 04.09.2024 - 12:57
Für eine Kernbohrung in Schwelm haben in dieser Woche die Arbeiten begonnen. Die Fachleute des Geologischen Dienstes NRW (GD NRW) erwarten von der 100 Meter tief geplanten Bohrung wichtige Erkenntnisse zum Aufbau des Untergrundes in der Region und zum sogenannten „Schwelmer Kalk“.

„Geowärme – Wir erkunden NRW.“ So heißt ein neues, landesweites Untersuchungsprogramm, in dessen Rahmen im Schwelmer Westen nördlich der B 483 eine Forschungsbohrung niedergebracht wird. Das Projekt zur Erkundung des Untergrundes im Hinblick auf seine tiefengeothermischen Potenziale ist Bestandteil des „Masterplans Geothermie“ des Wirtschaftsministeriums NRW. Untersucht werden in Schwelm Kalksteine, die hier oberflächennah vorkommen. Eine wichtige Frage, die mit der Bohrung beantwortet werden soll: Hat im „Schwelmer Kalk“ entlang von Spalten Kalklösung stattgefunden? Wenn ja, dann bezeichnet man ihn als verkarstet und er könnte große Mengen Wasser führen. Kommen solche verkarsteten Kalksteine an anderen Standorten in großen Tiefen vor, haben sie ein hohes geothermisches Potenzial. Darin enthaltenes Tiefenwasser wäre nämlich warm – in 1 000 Metern Tiefe etwa 40 °C, in 3 000 Metern Tiefe bis zu 100 °C – und könnte zur geothermischen Wärmeversorgung genutzt werden.

Bei der für die Dauer von 2 bis 3 Wochen geplanten Bohrung werden durchgehend Gesteinskerne gewonnen. „Die Bohrkerne geben uns Auskunft über die Gesteinsbeschaffenheit, die Lagerungsverhältnisse und die Mächtigkeit der erbohrten Schichten“, so der Geologe Sören Stichling vom GD NRW. Dies sind dringend notwendige Informationen, um den geologischen Aufbau zu verstehen und anschließend ein dreidimensionales Bild des Untergrundes zu erstellen.

Im Bereich der geplanten Bohrung stehen die gesuchten Kalksteine bis etwa 80 Meter Tiefe an. Dieser sogenannte „Massenkalk“ entstand in der Devon-Zeit, vor über 385 Millionen Jahren in Riffen aus Korallen und anderen kleinen Meeresbewohnern. Darunter werden Ton- und Schluffsteine erwartet. Sie entstanden am Meeresboden aus Sedimenten, die über Flüsse ins Meer eingetragenen wurden.

„In unseren Laboren in Krefeld messen wir die Wärmeleitfähigkeit der Kalksteine und untersuchen ihre chemische Zusammensetzung“, erläutert Stichling weiter. Zusammen mit geophysikalischen Messungen im Bohrloch, einem Test der förderbaren Wassermenge und Wasseranalysen liefert die Bohrung viele wertvolle Daten über den „Schwelmer Kalk“.

Alle Ergebnisse fließen in einem Geo-Informationssystem zusammen. Im Hinblick auf zukunftsweisende Planungen sind diese geologischen Informationen unentbehrlich – insbesondere für die Nutzung von Erdwärme. Aber auch für den Schutz unseres Grundwassers, das Erkennen potenzieller Geogefahren oder zur Versorgung des Landes mit Rohstoffen sind Geo-Daten unverzichtbar. Der GD NRW betreibt daher, unabhängig von der aktuellen Erkundung geothermischer Potenziale, die geologische Landesaufnahme und erhebt geowissenschaftliche Grundlagendaten für ganz Nordrhein-Westfalen.

Quelle

GD NRW