Bohrkerne Forschungsbohrung Krefeld
Geschrieben von kj am Di., 08.04.2025 - 11:09
Seit knapp drei Wochen arbeitet sich der Bohrer an der Girmesgath hinter dem Krefelder Stadthaus in die Tiefe. Nachdem letzte Woche in 276 Metern Tiefe das Festgestein erreicht wurde, nähern sich die Bohrarbeiten nun dem eigentlichen Forschungsinteresse an: dem Kohlenkalk. Ab jetzt werden täglich Bohrkerne an die Oberfläche gezogen.

Die Bohrung ist wie eine Zeitreise durch die Erdgeschichte: Auf den ersten rund 40 Metern traf das Team wie erwartet bis zu 2,6 Mio. Jahre alte, kiesig-sandige Flussablagerungen aus der Quartär-Zeit an. Darauf folgten bis max. 34 Mio. Jahre alte Lockergesteine aus der Tertiär-Zeit. Darin enthaltene Muschelschalen und die Überreste anderer Weichtiere belegen, dass das Niederrheingebiet zu dieser Zeit von einem flachen Meer bedeckt war. Am 31. März stieß die Forschungsbohrung in 276 Metern Tiefe schließlich auf marine Tonsteine aus der Oberkarbon-Zeit (299 – 327 Mio. J. v. h.) und damit auf Festgestein. 

Daraufhin wurde zunächst eine Schutzverrohrung ins Bohrloch eingebaut und einzementiert. Sie bewahrt das Bohrloch vor dem Einsturz und verhindert vor allem, dass Tiefenwasser im Bohrloch aufsteigt und in die grundwasserführenden Lockergesteinsschichten eindringt. Obwohl nicht erwartet, wurde vorschriftsmäßig eine Sicherheitsvorrichtung eingebaut, die im Falle von aufsteigendem Gas eine sofortige Abdichtung des Bohrloches bewirkt. Gas könnte somit kontrolliert abgeführt werden.

Drei bis sechs Meter lange Bohrkerne liefern detaillierte Informationen

Im Festgestein angekommen, lassen sich nun Bohrkerne aus der Tiefe fördern. „Diese Bohrkerne sind sehr wichtig für uns“, erklärt Projektleiter Ingo Schäfer vom Geologischen Dienst NRW. „Sie liefern uns wertvolle Informationen über die Gesteine, ihren Aufbau, mögliche Verkarstungen und Klüfte, in denen sich warmes Wasser befinden kann.“ Bis zu sechs Meter lange Bohrkerne gewinnen die Forscher Stück für Stück aus dem Bohrloch.

Die ab etwa 400 Metern Tiefe vermuteten Kalksteine des Kohlenkalks sind das Hauptforschungsinteresse. Sie entstanden vor ca. 363 bis 340 Millionen Jahren in einem flachen Schelfmeer aus dem Fossilschutt der dort damals lebenden Organismen. Alle Bohrkerne werden im Geologischen Dienst NRW analysiert und anschließend archiviert. Über einen Bohrungsblog auf der Webseite und die Social-Media-Kanäle des Projektes wird die Öffentlichkeit fortlaufend über den Bohrfortschritt informiert. Die Forschungsbohrung Krefeld ist der Auftakt für weitere Bohrungen, bei denen auch mögliche Nachnutzungen angestrebt werden.

Die Forschungsbohrung ist Teil eines Explorations- und Bohrprogrammes zur Erkundung der Potenziale der tiefen Geothermie und wird vom Geologischen Dienst NRW im Auftrag des Landes durchgeführt.

Quelle

GD NRW