Vom 14. November bis zum 2. Dezember waren die Vibro-Trucks am Niederrhein unterwegs, um den Untergrund bis in 3.000 Meter Tiefe zu erkunden. An 3.750 Punkten schickten die Spezialfahrzeuge Schallwellen in den Boden. Geophone an der Oberfläche nahmen die von den verschiedenen Gesteinsschichten reflektierten Schallwellen aus der Tiefe wieder auf. Insgesamt waren 2.000 dieser „digitalen Ohren“ im Einsatz, die an rund 15.000 Punkten die Reflexionen empfingen und speicherten. Wegen der Länge der der Messlinien wurden sie mehrmals umgesetzt. Das Ergebnis der Messungen ist nach der Datenauswertung ein ultraschallähnliches Abbild des Untergrundes.
Geologische Landesaufnahme zur Erkundung des geothermischen Potenzials
Die Untersuchungen des GD NRW finden im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes statt. Sie liefern wichtige Daten über die Strukturen im Untergrund und dienen als Grundlage für Kommunen und Unternehmen, um selbstständig regionale Projekte zu realisieren.
Aktuell planen beispielsweise die Stadt Münster und ihre Stadtwerke eigene weiterführende 3D-seismische Messungen, um die städtische Wärmeversorgung mithilfe von Geothermie klimafreundlich und aus lokalen Ressourcen zu gestalten. Im Münsterland fanden 2021 die ersten 2D-seismischen Messungen des GD NRW statt. 2022 war das Rheinland zwischen Schwalmtal, Krefeld, Düsseldorf und Duisburg Zielgebiet.
Großes Interesse seitens der Bevölkerung
Drei Messlinien mit insgesamt rund 75 Kilometern Länge zwischen Goch und Viersen haben die 21 Tonnen schweren Vibro-Trucks am Niederrhein abgefahren. Dabei waren drei Fahrzeuge im Konvoi unterwegs. Alle 20 Meter haben sie angehalten, ihre hydraulisch absenkbaren Rüttelplatten auf die Straße gesetzt und dann für 1 bis 3 Minuten Schallwellen in den Untergrund geschickt.
„Das Interesse bei den Menschen vor Ort war sehr groß“, sagt Projektleiter Ingo Schäfer vom GD NRW. „Natürlich sind die Fahrzeuge auffällig und auch laut. Viele sind extra zu uns an die Strecke gekommen, um selbst zu sehen, wie die Messungen ablaufen.“
Ebenfalls eigens angereist waren viele Bürger:innen zur Informationsveranstaltung „Vibro-Truck zum Anfassen“ am 16. November in Straelen, wo ein Messfahrzeug auf dem Marktplatz Interessierte anlockte.
„Häufig wurden wir gefragt, wann es denn mit der geothermischen Wärmeversorgung so weit ist“, erklärt Schäfer. „Die Menschen wollen weg von den fossilen Energien. Unsere Untersuchungen sind ein erster Schritt, eine Vorleistung des Landes NRW für die Kommunen, um die klimafreundliche Wärmewende voranzubringen. Aber die Projekte selbst müssen nun aus der Region kommen. Wir möchten, dass aus unseren Daten Projekte werden.“
Der GD NRW wird Mitte 2024 die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen. Dann können die Kommunen und Energieversorger darauf aufbauen – wie jetzt bereits in Münster.