FAQ
An dieser Stelle möchten wir auf häufige Fragen im Zusammenhang mit den seismischen Messungen sowie tiefer Geothermie eingehen.
Ihre Frage ist nicht dabei? Kommen Sie gerne auf uns zu (info(at)geowaerme.nrw.de).
Warum führt der Geologische Dienst NRW (GD NRW) seismische Messungen und Forschungsbihrungen durch?
Der GD NRW führt mit 2D-seismischen Messungen und Forschungsbohrungen eine rein wissenschaftliche Erkundung zur geologischen Landesaufnahme durch. Es handelt sich hierbei um eine Kernaufgabe des GD NRW. Hintergrund ist der 2019 vom nordrhein-westfälischen Landtag beschlossene Ausbau der geothermischen Nutzung, der mit dem Masterplan Geothermie NRW 2024 bekräftigt und erweitert wurde.
Schauen Sie sich dazu gerne unser kurzes Video über die Geologie Nordrhein-Westfalens und Krefeld an.
Schauen Sie sich dazu gerne unseren Faktencheck „Was die suchen, wissen nur die” an.
Wer hat die Messungen beauftragt?
Am 20.03.2019 hat der Landtag von Nordrhein-Westfalen fraktionsübergreifend beschlossen, dass das Land seine Wärmepotenziale auch im Bereich der tiefen Geothermie nutzen möchte, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dafür ist es notwendig, den tiefen Untergrund zu erkunden und so geeignete geologische Strukturen zu finden. Da es sich um Grundlagenforschung handelt, hat das Land NRW den Geologischen Dienst NRW mit den Messungen beauftragt.
Was macht der Geologische Dienst NRW?
Der GD NRW ist die zentrale geowissenschaftliche Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen und als Landesbetrieb dem Wirtschaftsministerium angegliedert. Seit mehr als 60 Jahren erhebt er geowissenschaftliche Informationen im gesamten Bundesland, bereitet sie auf und stellt sie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Es sind Basisinformationen zur Sicherung eines gesunden Lebensraums, für dessen nachhaltige Entwicklung sich der GD NRW einsetzt. Auf dieser Grundlage bietet er ein umfassendes Beratungsangebot zu den Themenfeldern Geologie, Boden, Gesteinsrohstoffe, Grundwasser, geophysikalische und geotechnische Untergrundeigenschaften sowie oberflächennahe und tiefe Geothermie. Der GD NRW ermittelt Daten zur Risikovorsorge bei Gefahren, die vom Untergrund ausgehen können, und betreibt das landesweite Erdbebenalarmsystem. Seine Erkenntnisse dienen als neutrale Informationsgrundlage für Bürger*innen, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Industrie – digital oder analog durch Geo-Informationssysteme, Karten, Daten und Schriften. Viele dieser Informationen sind über Online-Dienste und Datenportale frei zugänglich.
Was geschieht mit den Ergebnissen der Untersuchungen?
Die Ergebnisse der Untersuchungen stehen der Allgemeinheit – beispielsweise Kommunen und Energieversorgungsunternehmen – nach Abschluss der Arbeiten über ein frei zugängliches Online-Portal zur Verfügung. Dazu gehören sowohl die Ergebnisse der seismischen Messungen (2D-Seismik) als auch die Daten aus den Forschungsbohrungen. Werden bei den 2D-seismischen Messungen oder durch ergänzende Forschungsbohrungen geeignete geologische Formationen und Wasserwegsamkeiten für die Nutzung der tiefen Geothermie im Untergrund erkannt, können interessierte Kommunen auf diesen Erkenntnissen aufbauen. Dies erspart ihnen kostenintensive eigene Untersuchungen und ermöglicht es, direkt an besonders vielversprechenden Standorten weiterzuarbeiten.
Für weiterführende Untersuchungen – etwa detailliertere 3D-Seismik oder zusätzliche Bohrungen – steht der Geologische Dienst NRW gerne beratend zur Verfügung.
Woher kommt die Wärme aus der Tiefe?
Aus dem Erdkern strömt ständig Wärme zur Oberfläche. Pro Tag strahlt die Erde etwa viermal mehr Energie ab, als wir Menschen verbrauchen. 30 Prozent des an die Oberfläche steigenden Energiestroms stammen aus dem heißen Erdkern, 70 Prozent entstehen durch den ständigen Zerfall natürlicher radioaktiver Elemente in Erdmantel und Erdkruste.
Die gespeicherte Wärmeenergie wird Erdwärme oder Geothermie genannt. Je tiefer man in das Innere der Erde vordringt, desto wärmer wird es. Im Durchschnitt nimmt in Mitteleuropa die Temperatur um etwa 3 bis 4 Grad Celsius pro 100 Meter Tiefe zu – in vulkanischen Regionen auch deutlich mehr. Schätzungen zufolge herrschen im Erdkern Temperaturen von etwa 5.000 bis 7.000 Grad Celsius. Nach menschlichen Maßstäben ist die in der Erde gespeicherte Wärme unerschöpflich.
Wie funktioniert hydrothermale Geothermie?
Um die Wärme aus der Tiefe nutzen zu können, werden Bohrungen bis in wasserführende Schichten niedergebracht. Über eine (oder mehrere) Produktionsbohrungen wird das heiße Tiefenwasser an die Erdoberfläche gefördert. Dort wird die Energie über einen Wärmetauscher entnommen und an ein Fernwärmenetz oder auch an eine Stromerzeugungsanlage abgegeben. Eine Rückführungsbohrung (oder Injektionsbohrung) bringt das abgekühlte Wasser wieder in die Tiefe zurück.
Schauen Sie sich dazu gerne unser kurzes Video zur Geothermie an.
Wie lange ist ein geothermisches Reservoir nutzbar?
Man kann von einer Betriebsdauer von mindestens 50 Jahren ausgehen. Die älteste deutsche Anlage in Waren an der Müritz ging 1994 in Betrieb. Im italienischen Lardarello befindet sich eine der weltweit ältesten Geothermieanlagen, die schon seit 100 (!) Jahren betrieben wird.
Wie ist es um die Klimabilanz einer Geothermieanlage bestellt?
2017 erstellte das Umweltbundesamt eine Lebenszyklusanalyse verschiedener Stromerzeugungsarten, bei der die Tiefengeothermie hervorragend abschnitt. Nach 7 bis 10 Monaten hat sich der energetische Aufwand für die Erstellung der Anlage bereits amortisiert. Die Bilanz rechnete sämtlichen Input während der Konstruktion, Betrieb und Dekonstruktion mit ein. Dabei schlugen sowohl die Materialien für die Erstellung der Anlagen als auch die benötigte Energie für Bau, Transport und Betrieb zu Buche. Bei Geothermieanlagen sind vor allem die Bohrungen energieintensiv. Der Bau von Heizzentrale und Kraftwerk ist materialaufwändig. Ebenso kalkulierten die Wissenschaftler*innen den Brennstoffbedarf – bei der Geothermie ist dieser gleich null. Es wird lediglich Strom für den Betrieb der Pumpe benötigt.
Wieviele Geothermieanlagen gibt es in Deutschland?
In Deutschland sind 42 Geothermieanlagen in Betrieb. Davon stehen die meisten in Bayern – 25 Anlagen erzeugen hier Wärme und teilweise auch Strom.
Was ist Verkarstung und warum ist sie für die Geothermie so wichtig?
Unter Atmosphärenbedingungen sind Kalksteine dem Einfluss von Oberflächenwässern, wie beispielsweise Regen, ausgesetzt. Regen nimmt durch die Zirkulation in der Bodenzone Kohlendioxid auf, das mit dem Wasser zu Kohlensäure reagiert. Trifft das kohlensäurehaltige Wasser auf Kalkstein, löst es das Kalziumkarbonat (CaCO3) auf und nimmt das Kalzium (Ca) und das Karbonat (CO3) auf. Dieser Lösungsprozess wird auch als Verkarstung bezeichnet. Die Verkarstung kann im kleinen Maßstab den Hohlraumanteil im Kalkstein erhöhen und im großen Maßstab zur Ausbildung ausgedehnter Höhlen führen.
Die Verkarstung ist für die Geothermie bedeutend, weil in den Hohlräumen verkarsteter Kalksteine im tiefen Untergrund heiße Tiefenwässer zirkulieren können, die zur Wärmegewinnung nutzbar sind.
Ein gutes Beispiel für Verkarstung ist das „Windloch“ bei Engelskirchen im Bergischen Land. Eine der größten Höhlen von Nordrhein-Westfalen und ist rund 8.000 Meter lang und liegt innerhalb einer devonischen Kalksteinformation. Das ZDF hat in der Reihe „Terra X Faszination Erde“ eine Sendung mit Dirk Steffens über die Windloch-Höhle ausgestrahlt. Der Titel lautet: Im Sog der Unterwelt.
Schauen Sie sich dazu gerne unser kurzes Video zu Kalksteinen an.
Wo und wann fanden seismische Messungen statt?
In der Vergangenheit wurden seismische Messungen im Münsterland (2021), im Rheinland (2022), am Niederrhein (2023) und in Ostwestfalen-Lippe (2024) durchgeführt. 2025 fanden seismische Messungen am Westfälischen Hellweg statt
Genauere Informationen zum Streckenverlauf finden Sie auf der jeweiligen Projektseite oder im Bereich „News“.
Schauen Sie sich dazu gerne unser kurzes Video über den Start der diesjährigen Messungen an.
Seismische Messungen - wie funktioniert das?
Seismische Messungen funktionieren nach demselben Prinzip der Ausbreitung und Reflexion von Schallwellen, wie es in der Natur sehr häufig vorkommt. Dabei bewegen sich Vibrationsfahrzeuge entlang von Messlinien, halten an zuvor festgelegten Messpunkten an und schicken dort über eine hydraulisch absenkbare Rüttelplatte, die sich unterhalb des Fahrzeugs befindet, leichte Schwingungen (Schallwellen) in den Untergrund. Diese Vibrationen werden an den Grenzschichten verschiedener Gesteine reflektiert und von speziellen Mikrophonen (sog. Geophonen) aufgezeichnet. Die Auswertung der aufgezeichneten Daten ergibt ein zweidimensionales Bild des Untergrundes.
Schauen Sie sich dazu gerne unsere Erklärvideos zu den Vibro-Trucks und den Geophonen an!
Wie lange dauert ein Messzyklus?
Ein Messzyklus dauert in der Regel 1 bis 3 Minuten. Dabei halten die Vibrationsfahrzeuge in regelmäßigen Abständen (alle 20 bis 50 Meter) an und senden Schallwellen in den Untergrund. Im Münsterland fuhren fünf große 26 Tonnen schwere Messfahrzeuge (Typ AHV) im Konvoi, während im Rheinland lediglich drei kleinere 21 Tonnen schwere Vibro-Trucks (Typ Hemi) im Einsatz waren. Auch am Niederrhein sowie bei den 2D-Pilotseismiken kamen die kleineren Fahrzeuge zum Einsatz. In Ostwestfalen-Lippe und am Westfälischen Hellweg waren jeweils ein Messtrupp mit den großen und einer mit den kleinen Vibro-Trucks unterwegs.
Die Abstände zwischen den Geophonen und den Vibrationspunkten sowie die Dauer und Intensität der Vibrationen variieren je nach Beschaffenheit des Untergrundes. Um die jeweils geeigneten Parameter für unterschiedliche geologische Strukturen zu ermitteln, wurden sogenannte 2D-Pilotseismiken in den Jahren 2023 und 2024 durchgeführt.
Auch für das Jahr 2025 ist eine Pilotseismik – geplant für Mitte Oktober – vorgesehen.
Mit welchen Frequenzen wird gemessen?
Die Frequenz ist ein Maß für die aufeinander folgenden Wiederholungen eines periodischen Vorgangs, z. B. einer fortdauernden Schwingung. Bei den seismischen Messungen werden Frequenzen von etwa 12 Hertz (Hz) bis 120 Hz verwendet. Die Frequenzangabe in Hz (1/s) sagt aus, wie viele Schwingungen pro Sekunde stattfinden.
Wie fühlt sich eine seismische Messung an?
Die durch die Vibrationen erzeugten Schwingungen sind in unmittelbarer Nähe der Fahrzeuge zu spüren. Die Schwingungen äußern sich durch ein spürbares Kribbeln in den Fußsohlen. Auch in Gebäuden, die direkt an der Messstrecke stehen, können noch Vibrationen wahrnehmbar sein. Zusätzliche begleitende Messungen der Bodenschwingungen stellen sicher, dass die DIN 4150 (Erschütterungen im Bauwesen und Einwirken auf bauliche Anlagen) eingehalten wird und daher keine Gebäudeschäden zu erwarten sind. Bei kritischen Schwellenwerten wird die Intensität der Vibrationen sofort reduziert.
Schauen Sie sich dazu gerne unseren Faktencheck „Die Erdbeben-Trucks kommen!” an.
Wie laut sind die seismischen Messungen?
Obwohl die Fahrzeuge schallisoliert sind und den Richtlinien entsprechen, sind sie laut. Gerade in dicht besiedelten Gebieten, wo die Vibro-Trucks mit reduzierter Intensität, dafür aber länger an einer Stelle vibrieren, kann es zu deutlichen Lärmbelästigungen von 1 bis 2 Stunden Dauer kommen. Der GD NRW dankt den Anwohner*innen an den schon absolvierten Messstrecken für ihr Verständnis. Für künftige Messungen hoffen wir auf eine ebenso interessierte und verständnisvolle Öffentlichkeit.
Sind Gefahren oder Beeinträchtigungen mit den Messungen verbunden?
Diese Methode der seismischen Messungen wurde eigens entwickelt, um minimalinvasiv, d. h. ohne Eingriffe von der Erdoberfläche aus, Erkenntnisse über die Strukturen in der Tiefe zu gewinnen. Abgesehen von kurzzeitigen Lärmbelästigungen sind keine Beeinträchtigungen für Mensch und Natur zu erwarten.
Durch den mit 3 bis 5 Fahrzeugen im Konvoi fahrenden Messtrupp kommt es zu kurzzeitigen Verkehrsbehinderungen, wie Straßensperrungen und Staus. Die aktuell befahrenen Straßen werden auf der Webseite angekündigt und aktualisiert. Jeder Messtrupp wird von Personal für die Verkehrslenkung und Straßensicherheit unterstützt.
Begleitend werden zusätzlich die Bodenschwingungen gemessen, um sicherzustellen, dass die DIN 4150 (Erschütterungen im Bauwesen und Einwirken auf bauliche Anlagen) eingehalten wird und daher keine Gebäudeschäden zu erwarten sind.
Schauen Sie sich dazu gerne unsere kurzen Videos zum Thema Erdbeben und Leitungen an.
Welche Vorsorge wird für denkmalgeschützte Häuser und Altbauten getroffen?
Vor der Planung der Messlinien werden weitreichende Informationen über Gebäude und bestehende Leitungen eingeholt. Während der Messungen hält der Messtrupp einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu Gebäuden ein. Mit Bodenschwingmessungen wird zudem sichergestellt, dass die Vibrationen in keinem Moment so stark sind, dass sie für Gebäude kritische Grenzwerte erreichen würden.
Wie stark sind die Belastungen für Wege und Straßen?
Für die seismischen Messungen werden Fahrzeuge unterschiedlicher Größe eingesetzt. Die in Münster verwendeten Vibro-Trucks wiegen etwa 26 Tonnen, vergleichbar mit einem größeren LKW, und sind für den regulären Straßenverkehr zugelassen. Auch Feld- und Forstwege können von diesen Fahrzeugen in der Regel ohne bleibende Schäden befahren werden.
Im Rheinland kamen etwas kleinere Fahrzeuge mit einem Gewicht von rund 21 Tonnen zum Einsatz, was die Belastung für Wege und Straßen zusätzlich reduzierte.
Schauen Sie sich dazu gerne unseren Faktencheck „Macht keinen Sinn, auf einer Straße zu messen?” an.
Was sind Permitter?
Permitter sind unsere Kontaktpersonen vor Ort. Sie holen Erlaubnisse und Genehmigungen ein, damit die Vibrationsfahrzeuge Wege und Straßen befahren dürfen. Darüber hinaus nehmen sie (auch nach Abschluss der Messungen) mögliche Schadensmeldungen entgegen und leiten sie weiter. Sie erreichen die Permitter unter:
Seismik Westfälischer Hellweg:
Günther Franzen
Telefon: 05141-9771474
E-Mail: g.franzen@ips-celle.de
Pilotseismik 2025:
Katja Bittner
Telefon: 0171-3613751
E-Mail: k.bittner@geoservice-bittner.de
Wann werden die Ergebnisse der Messungen feststehen?
Die aufwendige Auswertung der seismischen Daten beginnt unmittelbar nach Abschluss der Messungen und dauert in der Regel etwa 9 bis 12 Monate. Dabei wird aus den gewonnenen Daten ein 2D-Untergrundmodell entwickelt.
Nach den Messungen im Münsterland lagen die ersten Ergebnisse im September 2022, also rund ein Jahr nach Abschluss der Arbeiten, vor.
Im Fall der Seismik am Niederrhein konnten erste Ergebnisse bereits nach einem halben Jahr präsentiert werden.
Für die Messungen in Ostwestfalen-Lippe werden die Ergebnisse voraussichtlich im November dieses Jahres vorliegen.
Besteht die Gefahr eines Methanaustritts während der seismischen Messungen?
Nein, Methan kann durch seismische Messungen nicht mobilisiert werden.
Kann sich der Untergrund während der seismischen Messungen heben?
Nein, eine Hebung des Untergrundes während der Seismik-Kampagne ist ausgeschlossen. Den Befürchtungen, dass es zu Hebungen kommen könnte, liegen die Erfahrungen im badischen Staufen zugrunde. Dort war bei Bohrungen für Erdwärmesonden (oberflächennahe Geothermie) eine Anhydrit-Schicht angebohrt worden. Durch eine nicht fachgerecht ausgeführte Abdichtung konnte Wasser in den Anhydrit eindringen, sodass dieser aufgequollen ist. Die Folgen waren massive Hebungen, die zu Gebäudeschäden mit großen Rissen führten.
seismischen Messungen werden keine Bohrungen vorgenommen. Die Untersuchungen erfolgen ausschließlich von der Oberfläche aus. Doch auch wenn die Ergebnisse der Untersuchungen auf ein geothermisches Potenzial hinweisen sollten und die jeweiligen Kommunen sich dazu entschließen, dieses mit geothermischen Bohrungen zu nutzen, besteht keine Gefahr, da in Nordrhein-Westfalen sehr selten Anhydrit oder ähnlich quellfähige Gesteinsarten gibt. Somit ist eine Hebung des Untergrundes ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass Bohrungen für tiefe Geothermie von spezialisierten Unternehmen vorgenommen werden. Sie unterliegen einem aufwendigen Genehmigungsverfahren, einer bergrechtlichen Überwachung und einer Vielzahl von Auflagen, die sicherstellen, dass zu jedem Zeitpunkt das Grundwasser sowie Mensch und Umwelt geschützt sind.
Schauen Sie sich dazu gerne unseren Faktencheck „Bohrungen und Hebung des Bodens“ an.
Worin besteht der Unterschied zwischen einer 2D-Seismik und 3D-Seismik?
Die Funktionsweise der seismischen Messungen ist bei der 3D-Seismik die gleiche wie bei der 2D-Seismik.
Der Unterschied liegt in der Orientierung der sogenannten Seismiklinien. Bei der 2D-Seismik werden die Geophone entlang einer Linie ausgelegt. Die seismischen Messungen finden also nur in eine Richtung (Länge) statt. Das resultierende Untergrundbild ist zweidimensional (Länge und Tiefe) und gibt einen ersten Überblick über die Tiefenlage und Mächtigkeiten der Gesteinsschichten.
Bei der 3D-Seismik werden die Geophone im Quadrat oder im Rechteck ausgelegt. Die seismischen Messungen finden entlang von Seismiklinien statt, die in die Länge und in die Breite orientiert sind. Das Ergebnis ist ein dreidimensionales Untergrundmodell (Länge, Breite und Tiefe), das den Untergrund sehr viel detaillierter abbildet als das Untergrundbild der 2D-Seismik.
Wo und wann fanden Forschungsbohrungen statt?
Im Oktober 2024 in Schwelm und im Frühjahr 2025 in Krefeld fanden die ersten Forschungsbohrungen statt. Aktuell läuft eine Forschungsbohrung zur Wärmespeicherung in Kempen. In Planung ist außerdem eine weitere Bohrung für das Frühjahr 2026 in Köln-Dellbrück.
Wie sind die Betriebszeiten während einer Bohrung?
Die Bohrarbeiten erfolgen in den meisten Fällen rund um die Uhr – 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche – und dauern etwa 10 bis 40 Tage, abhängig von den Gegebenheiten vor Ort sowie der geplanten Tiefe der Bohrung.
Was ist das Ziel der Forschungsbohrungen?
Die Bohrungen werden durchgeführt, um den Untergrundaufbau genau zu erkunden. Die dabei an die Oberfläche gezogenen Bohrkerne liefern ein naturgetreues Abbild der Schichten im Untergrund und ermöglichen ungestörte Proben für genaue Untersuchungen. Die Ergebnisse geben Aufschluss über den Aufbau, die Mächtigkeit und die Lagerung der Gesteine in der Tiefe. Die Daten helfen uns zu beurteilen, ob die erbohrten Gesteinsschichten potenziell für die Nutzung von Erdwärme geeignet sind.
Schauen Sie sich dazu gerne unser kurzes Video zu der Entstehung der Kalksteine an.
Was ist ein Aquifer-Wärmespeicher (ATES) und wozu dient sie?
Ein Aquifer-Wärmespeicher (kurz: ATES, Aquifer Thermal Energy Storage) dient dazu, saisonal Wärme oder Kälte im Untergrund zwischenzuspeichern. Dazu wird ein Grundwasser führendes Gestein (Aquifer) in der Tiefe benötigt. Das Grundwasser wird an die Oberfläche gepumpt, dort erwärmt/gekühlt und wieder zurück in den Aquifer gebracht. So kann beispielsweise im Sommer überschüssige Wärme aus der Gebäudekühlung oder Solarthermie gespeichert und im Winter wieder zur Beheizung genutzt werden. Umgekehrt lässt sich auch Kälte im Winter speichern, um sie im Sommer zur Kühlung verfügbar zu machen.
Das Ziel solcher Anlagen ist es, saisonale Temperaturschwankungen effizient auszugleichen, um so den Energieverbrauch und den Einsatz fossiler Brennstoffe deutlich zu reduzieren. Ein bekanntes Beispiel für die Anwendung dieser Technologie ist der Deutsche Bundestag in Berlin, der bereits seit vielen Jahren erfolgreich auf ATES setzt.
Was wird bei einer Forschungsbohrung für ATES untersucht?
Im Rahmen einer Forschungsbohrung für ATES wird untersucht, ob sich ein bestimmter unterirdischer Aquifer – also ein grundwasserführender Gesteinskörper – für die Speicherung von Wärme oder Kälte eignet.
Dazu analysieren Fachleute unter anderem die geologischen Schichten, auch oberhalb des Aquifers, die Durchlässigkeit des Gesteins, die Grundwasserführung sowie das thermische Verhalten des Untergrundes. Ziel ist es, belastbare Daten zu gewinnen, auf deren Grundlage zukünftige Speicheranlagen geplant und umgesetzt werden können. Denn für die Speicherung müssen drei wichtige Voraussetzungen erfüllt sein: Es muss genug Porosität, also Hohlräume im Gestein, eine oberhalb abdichtende Schicht und eine sehr geringe Fließbewegung des Grundwassers vorhanden sein.
Genau diese Fragestellungen stehen auch im Mittelpunkt der aktuellen Forschungsbohrung in Kempen, mit der der Geologische Dienst NRW das Potenzial für eine nachhaltige thermische Nutzung des Untergrundes in der Region untersucht.
Wie tief soll gebohrt werden?
Die Tiefe der Bohrungen reicht von 100 – 200 Metern (Schwelm und Kempen) bis zu maximal 1.000 Metern wie bei den Bohrungen in Krefeld und Köln-Dellbrück.
Sie interessieren sich für das Verfahren, mit dem gebohrt wird? Schauen Sie sich dafür gerne unser kurzes Video über das Seilkernbohrverfahren an.
Welche Gesteinsschicht ist von Interesse?
Die Bohrungen erschließen verschiedene Kalksteinvorkommen, die vor ca. 380 bis 340 Millionen Jahren während der Devon- und Karbon-Zeit entstanden sind. Teile von Nordrhein-Westfalen waren damals von einem flachen, tropisch-warmen Meer bedeckt. Ausgedehnte Kolonien von Organismen mit kalkigen Skeletten oder Schalen besiedelten den Meeresboden. Die daraus entstandenen Gesteine bestehen zu einem großen Teil aus Überresten von Korallen und Schalentieren.
Die Forschungsbohrung Krefeld hat den Kohlenkalk aus der Karbon-Zeit erschlossen. Die Ergebnisse weisen nach, dass der Kohlenkalk ein ergiebiges geothermisches Reservoir darstellt, was auch außerhalb von Krefeld für die Region bedeutsam ist und große Chancen für die Wärmeversorgung bietet.
Die Forschungsbohrung in Köln-Dellbrück zielt auf den Massenkalk aus der Devon-Zeit ab. Gelingt es hier ebenfalls, die Eignung als geothermisches Reservoir zu belegen, ist das für die Region Köln wichtig.
Die Bohrung Schwelm untersuchte den sogenannten „Schwelmer Kalk“ aus der Devon-Zeit, der hier oberflächennah vorkommt.
Bei der Bohrung Kempen stehen im Gegensatz zu den anderen Bohrungen keine Kalksteine, sondern 23 – 28 Millionen Jahre alte Sande mit möglichst gröberen Beimengungen aus der Grafenberg-Formation im Fokus. Ziel ist es, ihre Eignung für eine saisonale Wärmespeicherung zu untersuchen: Aquifer Wärmespeicherung (ATES).
Welche Beeinträchtigungen sind mit den Bohrarbeiten verbunden?
Für die Bohrung wird ein kleines Areal als Bohrplatz gesperrt. Die Dauer der Bohrarbeiten ist unterschiedlich lang – je nach Tiefe der Bohrung und der gewählten Bohrart. In Krefeld waren es z. B. 5 Monate, in Kempen nur 6 Wochen. Während dieser Zeit kann es durch Auf- und Abbauarbeiten sowie durch den Einsatz von Baumaschinen und die Bohrmaßnahmen zu vorübergehenden Lärmbelästigungen, Staubentwicklung und der Freisetzung von Dieselabgasen kommen. Durch den Einsatz hoher Lärmschutzwände bleiben die Lärmimmissionen jedoch innerhalb der gesetzlich festgelegten Grenzwerte. In Krefeld wurde rund um die Uhr 24/7 gebohrt. In Köln-Dellbrück ist dies ebenfalls geplant. In Kempen finden die Bohrarbeiten nur werktags von 7 bis 17 Uhr statt.
Wird der Platz nach den Bohrarbeiten wie gewohnt nutzbar sein?
Ja, die Bohrplätze werden nach Abschluss der Bohr- und Rückbauarbeiten wieder wie gewohnt nutzbar sein. Für die nächsten Jahre sind auch nachnutzbare Bohrungen geplant. Die Wahl des Platzes wird hierbei in enger Abstimmung mit der jeweiligen Kommune vorgenommen.
Aber wie sieht der Bohrplatz während der Bohrungen aus? Schauen Sie sich dazu gerne unser kurzes Video „Was passiert eigentlich auf dem Bohrplatz?” an.
Wie laut wird es während der Bohrarbeiten?
Die gesetzlichen Immissionsgrenzwerte werden zu jeder Zeit eingehalten. Beim Bau des Bohrplatzes kommen Baumaschinen zum Einsatz, was tagsüber vorübergehend zu erhöhter Lärmbelastung führen kann. Auch ist ein erhöhtes LKW-Aufkommen für Anlieferung, Entsorgung und Abbauarbeiten zu erwarten.
Die Bohrarbeiten erzeugen Geräusche in verschiedenen Frequenzbereichen. Zum Schutz der Anwohner*innen werden in den meisten Fällen Lärmschutzwände rund um die Bohrstelle errichtet. Falls Sie trotz der Schutzmaßnahmen übermäßige Beeinträchtigungen durch Lärm, Staub oder Dieselabgase feststellen, melden Sie sich bitte unter info@geowaerme.nrw.de bei uns. Unser Team wird so schnell wie möglich eine Lösung finden.
Können gefährliche Gase austreten?
Im Bereich der Bohrung sind keine Gasaustritte bekannt und es werden auch keine erwartet. Dennoch sind Sicherheitsvorrichtungen installiert. Sie gewährleisten, dass im Notfall das Bohrloch sofort verschlossen wird. Wider Erwarten auftretendes Gas kann so kontrolliert abgeleitet werden. Alle Arbeiten laufen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ab, um den Schutz von Mensch und Umwelt jederzeit zu gewährleisten.
Kann es zu Erdbeben kommen?
Nein, durch die Bohrungen werden keine Erdbeben ausgelöst.
Schauen Sie sich dazu gerne unseren Faktencheck „Können Bohrungen Erdbeben auslösen” an.
Haben die Bohrarbeiten etwas mit Fracking zu tun?
Nein, sämtliche Untersuchungen stehen in keinem Zusammenhang mit Fracking. Ziel der Bohrung ist es, die geologische Beschaffenheit des Untergrundes zu erkunden und die erbohrten Gesteine zu analysieren.
Schauen Sie sich dazu gerne unseren Faktencheck „Haben Bohrungen etwas mit Fracking zu tun?” oder unseren Faktencheck: „Ihr sucht mit der Bohrung doch ein Endlager, oder?” an.
Gibt es Gefahren für das Grundwasser?
Nein, es besteht zu keiner Zeit eine Gefahr für das Grundwasser. Die Bohrarbeiten werden unter höchsten Schutzvorkehrungen gemäß den Vorgaben des Wasserrechts durchgeführt. Während der Bohrungen im grundwasserführenden Lockergestein wird um das Bohrgestänge herum eine Schutzverrohrung mitgeführt. Diese stabilisiert das Bohrloch und verhindert ein Einsickern der Bohrspülung in die umgebenden Gesteine.
Die wird bei Erreichen des Festgesteins vollständig einzementiert und das obere Grundwasserstockwerk hermetisch gegen tiefere Grundwasserhorizonte abgeschirmt. Die Dichtigkeit der Verrohrung wird während der gesamten Bohrphase kontinuierlich durch Behörden überwacht. Es werden umweltverträgliche Bohrspülungen verwendet und das bei hydraulischen Tests geförderte Tiefenwasser wird fachgerecht entsorgt. Der Bohrplatz ist so gestaltet, dass keine wassergefährdenden Stoffe – wie z. B. Maschinenöl – in den Untergrund gelangen können. Diese Maßnahmen sind Voraussetzung für die Genehmigung der Bohrung.
Schauen Sie sich dazu gerne unseren Faktencheck „Verschmutzen Bohrungen das Grundwasser?” an.
Kann sich der Untergrund während der Bohrung heben?
Kann sich der Untergrund während der Bohrung heben?
Nein, durch die Bohrarbeiten kann es nicht zu Hebungen des Untergrundes kommen. Gesteinsschichten mit Anhydrit, der sich durch Wasseraufnahme in Gips verwandeln und dabei aufquellen kann – was z. B. in Süddeutschland zu Bodenhebungen geführt hat – kommen in Nordrhein-Westfalen nicht vor.
Schauen Sie sich dazu gerne unseren Faktencheck „Haben Bohrungen etwas mit Bodenhebungen zu tun?” an.
Was passiert nach den Bohrarbeiten?
Nach Abschluss der Bohrarbeiten können umfangreiche geophysikalische und hydraulische Untersuchungen im Bohrloch durchgeführt sowie Proben des Tiefenwassers zur Analyse genommen werden. Dazu gehören:
- Messung verschiedener Gesteinsparameter wie z. B. Dichte, natürliche Gammastrahlung und elektrischer Widerstand
- Erstellung von 360°-Bildern der Bohrlochwand
- Hydraulische Tests zur Ermittlung der Wasserdurchlässigkeit und zur Analyse des geförderten Wassers
Die Durchführung hängt von der jeweiligen Bohrung ab. Nach Abschluss aller Untersuchungen wird das Bohrloch fachgerecht verfüllt und versiegelt. Etwaige durch die Bohrarbeiten entstandene Schäden werden behoben und der Bohrplatz wird in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt.
Wird das Bohrloch genutzt?
Nein, an den Standorten der bisherigen Forschungsbohrungen werden keine Geothermieanlagen gebaut. Aktuell läuft jedoch eine Ausschreibung, um bei künftigen Forschungsbohrungen eine Nachnutzung zu ermöglichen.
Wo bekomme ich Informationen zu den Bohrergebnissen?
Einblicke in die Ergebnisse werden regelmäßig im Bohrreport auf der jeweiligen Projekt-Webseite und auf unseren Social-Media-Kanälen bei Instagram, Facebook und LinkedIn unter @geowaermenrw vorgestellt.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen habe?
Sie können uns jederzeit unter info@geowaerme.nrw.de oder über Social Media (Instagram, Facebook und LinkedIn) @geowaermenrw kontaktieren. Wir beantworten Ihre Fragen so schnell wie möglich.
Kann ich mir die Bohrung ansehen?
Je nach Standort gibt es feste Besuchszeiten in einem Info-Container. Bitte tragen Sie festes Schuhwerk und melden sich vor Ort im Container an.
Aktuell finden keine Besuchszeiten statt.
Auf Anfrage bieten wir individuelle Termine an. Kontaktieren Sie uns bei Interesse unter info@geowaerme.nrw.de oder über das Kontaktformular auf der Webseite.