Auch am Niederrhein zielten die seismischen Untersuchungen auf die Karbonatgesteine der Unterkarbon- und Devon-Zeit ab, die in Tiefen von bis zu 4.000 Metern erwartet werden. Die Messungen geben Aufschluss über Struktur und Mächtigkeit dieser Gesteine.
Erste Erkenntnisse
Rund ein halbes Jahr nach Abschluss der seismischen Messungen am Niederrhein wurden am 25. Juni 2024 die Ergebnisse in der Region vorgestellt. Dank der vorangegangenen Pilotseismik in Wachtendonk und der Seismik im Rheinland im Jahr 2022 waren die optimalen Parameter für die Messungen am Niederrhein bereits bekannt. Die ersten Zwischenergebnisse zeigen ein vielversprechendes Bild des Untergrundes. Auf allen Linien wurden zwei potenzielle Reservoire identifiziert. Der karbonzeitliche Kohlenkalk tritt in Tiefen von bis zu 3.500 Metern auf und lässt Temperaturen von bis zu 110 °C erwarten. Der darunter liegende devonzeitliche Massenkalk ist im Bereich von Geldern besonders gut sichtbar. In Richtung Goch und Viersen bedarf es noch weiterer Auswertungen.
Die Kenntnis über das Vorkommen und die genaue Lage dieser Karbonatgesteine ist vor allem für die Nutzung der hydrothermalen Geothermie von Bedeutung. Denn Karbonatgesteine sind oft von Spalten und Hohlräumen durchzogen, die als natürliche Fließwege für warmes Tiefenwasser dienen können.
Die neu gewonnenen Erkenntnisse werden nach Abschluss der Interpretation in die geologischen 3D-Modelle des GD NRW eingearbeitet und im Geothermie-Portal NRW bereitgestellt. Interessierte können die Informationen auch direkt beim GD NRW anfragen. Kontakt: info [at] seismik.nrw.de
Warum wurde das Projektgebiet ausgewählt?
Das Projektgebiet lag zwischen den 2D-seismischen Messlinien der Seismik Rheinland und den niederländischen SCAN-Seismiken. In Wachtendonk wurde zudem 1957 eine rund 1.000 Meter tiefe Explorationsbohrung durchgeführt. Die Karbonatgesteine wurden hier in einer Tiefe zwischen 300 und 700 Metern angetroffen. Weiter südlich zeigen Bohrungen wie die Viersen 1001 und Schwalmtal 1001 dieselben Gesteine in einer Tiefe von ca. 1.000 Metern.
Parallel zu der Hauptlinie wurden sogenannte Störungen vermutet – erdgeschichtlich entstandene Bruchzonen, die bis in den tiefen Untergrund verlaufen. Diese Störungen sind interessant, da sie für heißes Tiefenwasser besonders durchlässig sein können. Allerdings waren die genaue Lage und der Verlauf dieser Störungen weitgehend unbekannt.
Wenn am Niederrhein Wärme durch Geothermie gefördert werden kann, könnten hiervon die Kommunen und Stadtwerke in der Region profitieren. Ebenso gibt es viele Gartenbaubetriebe, die ihre Produktion in den Gewächshäusern mit Erdwärme dekarbonisieren könnten. Gute Beispiele für den klimafreundlichen, regionalen Anbau von Gemüse gibt es in den Niederlanden oder in Bayern. Wie auch bei den anderen 2D-Seismiken hat der GD NRW die Ergebnisse nach der Auswertung der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die gewonnenen Daten flossen zudem in das Geothermie-Portal NRW ein, in dem der GD NRW die Öffentlichkeit anschaulich über die lokalen und landesweiten geothermischen Potenziale informiert.
Wo wurde gemessen?
Auf drei Messlinien mit insgesamt ca. 75 Kilometern Länge haben die Spezialfahrzeuge an 3.750 Punkten Schallwellen in den Boden geschickt. Eine 50 Kilometer lange Linie begann westlich von Goch und verlief dann über Weeze, Kevelaer, Geldern, Straelen, Wachtendonk und Grefrath bis nach Viersen. Hierbei wurden die Städte nicht direkt durchquert, sondern nur randlich gestreift. Zwei kürzere Linien kreuzten die Strecke: Die nördliche führte von Goch nach Uedem, die südliche verlief von Straelen nach Geldern.
